Orientierung an Franziskus   

 

Bismarcksäule

Franziskus gerät in Kriegswirren zwischen Perugia und Assisi. Er erleidet Niederlage, Schmach und Gefangenschaft. In falscher Einschätzung seiner Herkunft pfercht man ihn mit Rittern zusammen. Dort, oder bald danach während der Krankheit, kommt ihm ein neuer Gedanke. Vielleicht ist er zum Ritter geboren? Vielleicht kann er im Einsatz für die gerechte Sache, im Schutz der Witwen und Waisen, im kriegerischen Engagement für Kirche und Papst, Ruhm und Ehre erwerben? Er lässt sich anwerben, kauft sich Pferd und Rüstung und stürzt sich in Montur. Die Rolle wird ihm bald ungemütlich. Und in jenem Zustand zwischen Tag und Nacht, in dem alle Dinge klar hervortreten, wird es ihm deutlich. Wem rennt er denn nach? Sind nicht alle Befehlshaber bloß Knechte? Sind sie nicht auch bloß Kreatur, vom Herrn und Schöpfer des Alls abhängig?

Müsste er nicht mehr diesem dienen als jenem?

 

Erbaut wurde die Säule 1899 von Regensburger Offizieren des 11. Bayerischen Infanterie-Regiments "Von der Tann". Um die Jahrhundertwende hielten sehr oft berittene Truppen Übungen in den umliegenden Wäldern ab. Wohl aus Begeisterung für Bismarck hat man diese Säule aus Bruchsteinen errichtet und oben eine Schüssel mit schmiedeeiserner Halterung angebracht, in der bei Feiern ein Feuer entfacht wurde. Es gibt reichliche Beweise für einen ausgeprägten Bismarck-Kult der national-liberal orientierten bürgerlichen Kreise der Regensburger Bevölkerung, wie zum Beispiel die Umbenennung des oberen Jakobsplatzes in Bismarckplatz (1885), die Verleihung des Ehrenbürgerrechts (1895) und die Aufstellung der Bismarckbüste in der Walhalle (1908). Ausserdem starteten 1898/99 die deutschen Burschenschaften einen Aufruf zur Errichtung von Bismarcksäulen, wobei diese Säule genau dem in der Ausschreibung geforderten Aussehen in Miniaturform entspricht.